Eine neue Studie der RTR Medien zeigt eine tiefe Kluft in Österreich: Während Künstliche Intelligenz (KI) unaufhaltsam in den Alltag und die Medienwelt vordringt, fühlen sich rund 70 Prozent der Bevölkerung im Umgang damit nicht kompetent und sehen den Einsatz in Nachrichtenmedien kritisch. Das wirft dringende Fragen für das Bildungssystem, Lehrkräfte und Eltern auf.
Die am 14. Oktober 2025 in Wien vorgestellte Studie “KI und Medienvertrauen” [1] liefert alarmierende Zahlen zur digitalen Spaltung in Österreich. In einer bevölkerungsrepräsentativen Umfrage unter 1.539 Österreicher:innen zwischen 17 und 75 Jahren, durchgeführt von der FH St. Pölten und der FH Burgenland, wird eine weit verbreitete Skepsis und Unsicherheit gegenüber Künstlicher Intelligenz deutlich. 72 Prozent der Befragten bewerten den Einsatz von KI in Nachrichtenmedien kritisch, und 57 Prozent sehen darin sogar eine Bedrohung für Medien und Demokratie.
Diese Zahlen spiegeln eine grundlegende Verunsicherung wider. Die rasante Entwicklung von KI-Systemen wie ChatGPT, Midjourney und anderen generativen Modellen hat eine neue Ära der Inhaltsproduktion eingeläutet, die für viele Bürger:innen schwer fassbar bleibt. Die zentrale Herausforderung, so die Studie, ist eine massive Diskrepanz zwischen der technologischen Entwicklung und der Medienkompetenz in der Bevölkerung.
Der Österreich-Kontext: Ruf nach Transparenz und Kontrolle
Die Studie, die im Auftrag der Rundfunk und Telekom Regulierungs-GmbH (RTR Medien) erstellt wurde, zeigt einen klaren Wunsch nach Regulierung und menschlicher Aufsicht. Eine überwältigende Mehrheit von 85 Prozent der Befragten fordert, dass der Einsatz von KI stets von Menschen kontrolliert werden sollte. Zudem verlangen 83 Prozent eine eindeutige und transparente Kennzeichnung von KI-generierten Inhalten.
Wolfgang Struber, Geschäftsführer der RTR Medien, fasste die Ergebnisse bei der Präsentation treffend zusammen:
“Die Studienergebnisse zeigen, dass Verlage und Medienhäuser vor einer doppelten Herausforderung stehen. Sie müssen sowohl die durch den Einsatz von KI gebotenen Chancen für Automatisierung und neue Formate nutzen als auch ihre journalistische Integrität und Glaubwürdigkeit sichern. Gesellschaftlich wächst der Ruf nach mehr Transparenz und verlässlicher Kennzeichnung KI-generierter Inhalte.” [1]
Der rechtliche Rahmen
Die in der Studie geäußerte Skepsis ist kein rein österreichisches Phänomen. Europaweit wird intensiv über den Umgang mit KI debattiert. Die Europäische Union hat mit dem AI Act [2] den weltweit ersten umfassenden Rechtsrahmen für Künstliche Intelligenz geschaffen, der Risiken minimieren und Innovationen fördern soll. Parallel dazu zielt der Digital Services Act (DSA) darauf ab, für mehr Transparenz und Sicherheit auf Online-Plattformen zu sorgen. Erst kürzlich leitete die EU-Kommission Untersuchungen gegen große Plattformen wie Snapchat und YouTube ein, um deren Maßnahmen zum Jugendschutz zu prüfen [3].
Quellen:
[1] RTR Medien (14. Oktober 2025). Studie “KI und Medienvertrauen” der RTR Medien zeigt hohe Skepsis der Bevölkerung zum Einsatz von KI in Nachrichtenmedien. Abgerufen von https://www.rtr.at/medien/presse/pressemitteilungen/Presseinformationen_2025/PI10142025Medien_VA_KI-Studie_Medienvertrauen.html
[2] Europäische Kommission. AI Act. Abgerufen von https://digital-strategy.ec.europa.eu/en/policies/regulatory-framework-ai
[3] Europäische Kommission (10. Oktober 2025). Commission scrutinises safeguards for minors on Snapchat, YouTube, Apple App Store and Google Play under the Digital Services Act. Abgerufen von https://digital-strategy.ec.europa.eu/en/news/commission-scrutinises-safeguards-minors-snapchat-youtube-apple-app-store-and-google-play-under