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Der europaweite Trend zu strengeren Regeln für Smartphones im Klassenzimmer setzt sich fort: Bulgarien plant ab Januar 2026 ein weitreichendes Handyverbot an Schulen und reagiert damit auf wachsende Bedenken hinsichtlich der psychischen Gesundheit und Lernfähigkeit von Kindern und Jugendlichen.

Die Debatte um die Rolle von Smartphones in Schulen gewinnt in Europa weiter an Fahrt. Als neuestes Land in einer wachsenden Reihe von EU-Staaten hat Bulgarien angekündigt, die Nutzung von Mobiltelefonen in Schulen ab Januar 2026 umfassend zu verbieten. Wie Bildungsminister Krasimir Valchev am 3. November 2025 bekannt gab, soll das Verbot nicht nur während des Unterrichts, sondern auch in den Pausen und bei allen anderen schulischen Aktivitäten gelten [1]. Damit folgt Bulgarien dem Vorbild von Ländern wie Frankreich, Italien, Griechenland und Finnland, die bereits ähnliche nationale Regelungen eingeführt haben.
Die Entscheidung ist eine Reaktion auf die zunehmenden wissenschaftlichen Belege für die negativen Auswirkungen übermäßiger Bildschirmzeit auf die Gesundheit, die Bildung und die persönliche Entwicklung von Kindern. „Nicht-bildungsbezogene Bildschirmzeit hat nachweislich schädliche Auswirkungen auf Minderjährige“, betonte Minister Valchev. Er hob hervor, dass die exzessive Nutzung von mobilen Geräten auch zu Hause zu verpassten Chancen beim Lernen, beim Sport und bei der Entwicklung wichtiger sozialer Kompetenzen führe [1].

Der europäische Kontext: Ein wachsender Konsens

Bulgariens Schritt ist kein Einzelfall, sondern Teil eines breiteren europäischen Trends. Die Sorge um die „Generation Smartphone“ und deren digitales Wohlbefinden hat in den letzten Jahren zu einem politischen Umdenken geführt. Die Maßnahmen in den einzelnen Ländern ähneln sich stark:
Land
Status der Regulierung
Frankreich
Verbot in Grund- und Mittelschulen seit 2018
Italien
Verbot während des Unterrichts seit 2023 verschärft
Griechenland
Umfassendes Verbot an Schulen seit 2025
Finnland
Finalisiert derzeit ein landesweites Verbot
Schweden
Verbot für Schüler:innen von 7-16 Jahren ab Herbst 2026
Bulgarien
Geplantes Verbot ab Januar 2026
Österreich
Verbot bis zur 8. Schulstufe seit Mai 2025

 

Diese Entwicklung zeigt einen wachsenden Konsens darüber, dass Schulen als geschützte Lern- und Sozialräume fungieren müssen, in denen die ständige Ablenkung durch Smartphones minimiert wird. Schüler:innen selbst scheinen diese Entwicklung teilweise zu begrüßen. Eine aktuelle Umfrage der BBC in Großbritannien ergab, dass viele Lernende die handyfreien Zonen schätzen, da sie den sozialen Druck reduzieren und die Konzentration fördern [2].

Die Situation in Österreich: Eine positive erste Bilanz

Für österreichische Lehrkräfte und Eltern ist die Entwicklung in Bulgarien besonders interessant, da sie den eigenen, seit dem 1. Mai 2025 eingeschlagenen Weg bestätigt. In Österreich gilt seither ein Handyverbot für Schüler:innen bis zur 8. Schulstufe, das die Nutzung privater digitaler Geräte während des Unterrichts und in den Pausen untersagt, sofern sie nicht für unterrichtliche Zwecke erforderlich sind [3].
Bildungsminister Christoph Wiederkehr (NEOS) zog erst kürzlich in der ORF-„Pressestunde“ eine positive erste Bilanz des Verbots [4]. Es habe zu einer spürbaren Beruhigung des Schulalltags beigetragen und schaffe wieder mehr Raum für direkte soziale Interaktion. Wie auch in Bulgarien zeigt sich, dass viele Schulen die gesetzliche Regelung als Anlass nehmen, um gemeinsam mit den Schüler:innen partizipative Lösungen für die Umsetzung zu finden und so die Medienkompetenz zu stärken. Gerade die Einbindung der Schüler:innen für die Akzeptanz solcher Regeln ist unumgänglich [5]. Statt reiner Verbote geht es darum, einen bewussten und reflektierten Umgang mit digitalen Medien zu erlernen – eine Kernaufgabe der Medienbildung.

Ausblick: Verbote als erster Schritt, Medienbildung als Ziel

Die Ankündigung aus Bulgarien geht sogar noch einen Schritt weiter als die reine Verbotsdebatte. Bildungsminister Valchev kündigte an, auch Diskussionen über eine Beschränkung der Social-Media-Nutzung für Kinder unter 15 Jahren anstoßen zu wollen. Als Begründung nannte er die ausreichenden Beweise für die negativen Auswirkungen auf junge Nutzer:innen [1].
Diese Entwicklungen zeigen, dass Handyverbote an Schulen oft nur der erste Schritt in einer umfassenderen Auseinandersetzung mit dem digitalen Kinderschutz sind. Für Lehrkräfte und Eltern in Österreich bieten sie eine wichtige Bestätigung und Einordnung. Der österreichische Weg ist kein Sonderweg, sondern Teil einer gesamteuropäischen Bewegung, die das digitale Wohlbefinden von Kindern und Jugendlichen stärker in den Fokus rückt.
Die Herausforderung bleibt, Verbote nicht als Endpunkt, sondern als Ausgangspunkt für eine intensive medienpädagogische Arbeit zu begreifen. Es geht darum, den gewonnenen Freiraum zu nutzen, um Schüler:innen die Kompetenzen zu vermitteln, die sie für ein selbstbestimmtes und gesundes Leben in einer digitalisierten Welt benötigen.

Quellen:

[1] Novinite.com. (2025, 3. November). Bulgaria to Ban Mobile Phones in Schools Starting January. Abgerufen von
[2] BBC. (2025, 3. November). Pupils welcome limits on smartphones in schools. Abgerufen von
[3] Bundesministerium für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz. (2025). Nutzung von Smartphones und sozialen Medien durch Schülerinnen und Schüler. Abgerufen von
[4] ORF.at. (2025, 2. November). Kopftuchverbot in Verfassung: Für Wiederkehr kein Thema. Abgerufen von
[5] medienbildung.at. (2025, 14. Oktober). Warum gemeinsam erarbeitete Regeln trotz Handyverbot den Unterschied machen. Abgerufen von