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Kommentar von Johannes Knierzinger

Das Kernproblem ist die fundamentale Verkennung zweier grundverschiedener Disziplinen – und die Illusion, man könne beides mit einem Sammelfach „irgendwie“ erledigen.

Informatik ist eine harte, technische MINT-Wissenschaft. Sie ist das Fundament der digitalen Welt. Hier geht es um Algorithmen, Datenstrukturen, Programmierung und das grundlegende Verständnis, wie digitale Systeme – von der App bis zur Künstlichen Intelligenz – funktionieren. Es geht darum, nicht nur zu nutzen, sondern zu verstehen und zu gestalten. Ohne dieses Wissen wird eine Gesellschaft zum reinen Konsumenten ausländischer Technologien und verliert ihre „digitale Selbstbestimmung“, wie auch die Informatik Austria warnt.

Medienbildung hingegen ist eine gesellschaftliche Schlüsselkompetenz. Sie entscheidet darüber, ob junge Menschen Informationen beurteilen können, Manipulation erkennen, Quellen prüfen, Propaganda durchschauen – und Verantwortung im öffentlichen Raum übernehmen. Medien sind heute nicht „ein Thema“, sie sind die Infrastruktur von Meinung, Demokratie, Identität und sozialem Miteinander.

Viele Schüler*innen verbringen heute mehrere Stunden täglich am Smartphone – teils bis zu acht Stunden. Das ist nicht bloß „Freizeit“, das ist Lebenswelt. Gleichzeitig steht in der Mittelschule oft nur eine Stunde pro Woche zur Verfügung, um Informatik und Medienbildung gemeinsam abzudecken. Das ist zu wenig, um beiden Bereichen gerecht zu werden.

Darum braucht es eine klare Konsequenz: ein eigenständiges Fach „Medien“ – verbindlich, planbar und bewertbar, parallel zur Informatik.

Informatik und Medienbildung sind beide zentral – aber sie sind nicht dasselbe. Wer sie zusammenschüttet, verwässert beide. Wer beides ernst nimmt, trennt sauber: Informatik als Technik-Fundament – und Medien als eigenes Fach für Urteilskraft, Verantwortung und Mündigkeit.

Wenn Schule Demokratiebildung ernst meint, braucht sie Medienbildung nicht als Fußnote, sondern als Fach.